The Road of the Dead

Bezeichnung Wert
Titel
The Road of the Dead
Medienart
Person
Verlag
Jahr
ISBN13
978-3-423-71286-6
Schlagwort
Annotation
Rezension: Das englische Dartmoor hat die Phantasie einiger Schriftsteller angeregt - Arthur Conan Doyles "Hund der Baskervilles" gehört zum Beispiel in diese karge Hügellandschaft voller Granitfelsen und prähistorischer Steinkreise. Und auch der Ich-Erzähler Ruben in Brooks neuem Jugendroman scheint gut zu dieser mystischen Szenerie zu passen. Schließlich besitzt der empathische 13-Jährige die besondere Fähigkeit, sich in die Gefühle von ihm stark verbundenen Menschen hineinversetzen zu können und sogar sinnlich mitzuerleben, was sie gerade durchmachen - ohne selbst dabei anwesend zu sein. Insbesondere zu seinem Bruder Cole besteht diese Verbindung, wiewohl der Ältere in vielem sein genaues Gegenteil ist: Ruben ist körperlich schwach, aber geistig schnell; Cole ein Kämpfer, der mit emotionsloser Kaltblütigkeit und Entschlossenheit agieren kann, bei der Sortierung seiner Gedanken aber sehr bedächig vorgeht. Einander mit großer, wortloser Zärtlichkeit zugetan, ergänzen sie einander. Diese Stärke können sie auch brauchen: Als ihre Schwester Rachel vergewaltigt und ermordet wird, machen sich die beiden Brüder auf eigene Faust auf, um den Täter zu finden. Kaum in dem verwahrlosten Nest Lychcombe angekommen, beginnt sich eine Spirale unaufhaltsamer Gewalt zu drehen. Ruben und Cole sehen sich mit einem Trupp brutaler Einheimischer konfrontiert, die - halb irre - Spaß daran haben, andere zu quälen. Das einzige Mittel, mit dem man ihrer Gewalt begegnen kann, ist Gegengewalt. Grausame Szenen, Schlägereien und Schießereien werden in beklemmender Deutlichkeit geschildert, wobei die von Cole ausgeübte Gewalt als in dieser Situation einzig adäquates Mittel sanktioniert wird. Das ist in einem Jugendbuch so selten wie ein Protagonist, der ohne mit der Wimper zu zucken brutal zuschlägt und dabei eindeutiger Sympathieträger ist. Am Ende gelingt es den Brüdern mit Hilfe von in Lychcombe lagernden Zigeunern, den Drahtzieher zu überwältigen und den Mord aufzuklären. Brooks integriert in die ungemein spannende, von physischer und psychischer Gewalt vibrierende Handlung aber auch eine berührende Brüderbeziehung und das Thema der Ausgrenzung der Zigeuner. Für diese Menschen weckt das Buch Sympathien - Cole und Ruben stammen ja selbst väterlicherseits von ihnen ab. Leben auf ihre Weise das ungeschriebene Zigeunergesetz, das dem Buch als Motto vorangestellt ist: "Bald kommt das Jüngste Gericht. Lass es kommen. Es ist nicht wichtig." Mit genau dieser distanzierten Schicksalsakzeptanz erzählt Ruben, kühl, stellenweise fast unbeteiligt. Bei alledem schreibt der Autor ökonomisch, präzise und mit enormem Tempo. Da liest man weiter, weil man gar nicht anders kann. *ag* Karin Haller
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