Herzmilch

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Herzmilch
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Über die "Ungeheuerlichkeit" eine Frau zu sein. Was tun, wenn der Weg vorgezeichnet ist - sich fügen oder Widerstand leisten? (DR) In ihrem Romanerstling beschreibt Gertraud Klemm, wie es ist, ein Mädchen, eine Tochter, eine Schülerin, eine Pubertierende, eine Studentin, eine Geliebte, eine Mutter zu sein. Am Anfang der Geschichte stehen die Wahrnehmungen und Erinnerungen eines Kindes. Eines Mädchens, das früh feststellt, dass Emanzen hässlich sind, Fernsehköche männlich, die eigene Mutter gelegentlich hysterisch, die Tanten zu dick. Dass Frauen nur wenig Zeit zum "Blühen" geschenkt ist, ist dem Mädchen bereits früh klar. Das Leben der erwachsenen Frauen erscheint dem Kind als Sackgasse. Ein Bild, das sich mit zunehmendem Alter verstärkt. Frau-Sein kann kein erstrebenswertes Ziel sein, wo Frauen doch von Anfang an praktisch alles verwehrt ist und die Bestimmung vorgezeichnet scheint. Brav sein, Mutter werden - nicht zu viel träumen, nicht zu viel wollen. Das Mädchen in Klemms Roman wird älter, die Ansichten werden radikaler, die Sprache derber. Das Mädchen hat die ersten Freunde, zieht zum Studium in die Stadt, immer ängstlich darauf bedacht, sich genug Freiheit zu bewahren. Mit der wachsenden Unentschlossenheit der Heldin wird der Ton der Erzählerin abermals rauer. Zornig und bitter beschreibt Klemm das Schicksal der nunmehr erwachsenen Frau, das unmerkliche Hineingleiten in das vorherbestimmte Leben als Muttertier. Die Autorin schlägt mit ihrem Erzählton den Bogen vom Kindesalter zum Muttersein. Gertraud Klemm verwendet die Wörter, wie sie ihr in den Sinn kommen, kombiniert unbefangen scheinbar Unpassendes in Sätzen. Dabei entstehen unglaublich melodiöse und ausdrucksstarke Satzkreationen, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Ein ehrliches, radikales, zorniges Buch über unbequeme Wahrheiten. Sprachlich und thematisch hat dieser Erstling einen Stockerlplatz verdient. Bemerkenswert - lesenswert!
EAN
9783854208488